Selbstreflektion: Die Stärke, um Hilfe zu bitten

Welche Vorstellungen existieren eigentlich über die Arbeit von Managern, Unternehmern und Führungskräften? Viele Menschen sehen dann einsame Entscheider vor ihrem inneren Auge, die gestresst und allein an einem großen Schreibtisch sitzen. Kollektive Bilder haben oft eine lange Lebensdauer. Doch auch Klischees ändern sich.

Vor allem in den besonders medienträchtigen Bereichen wie Politik und Sport wird zunehmend sichtbar: Personen in Führungspositionen sind vermehrt Teamplayer, die sich mit Helfern umgeben und selbst immer wieder deren Unterstützung suchen und annehmen.

Expertin Baha Meier-Arian weiß das schon lange, und so führt sie ihre Privatpraxis Business- & Charakter-Coaching für Führungskräfte und Unternehmer „mental health management“ schon seit Jahren erfolgreich. Sie macht bei ihrer Arbeit Mut zur Selbstreflexion und nennt folgende wichtige Gründe für eine professionelle Selbstfürsorge.

Selbstreflexion generiert Stärke

Noch einmal zurück zum eingangs erwähnten Bild des einsamen Entscheiders: Natürlich bedeutet Führung weiterhin, verantwortlich und am Ende auch eigenständig Entscheidungen zu treffen. Doch der Weg dahin ist gestaltbar und hat sich gewandelt. Dass starke Persönlichkeiten sich selbst und ihre eigenen Motive hinterfragen, das ist sozusagen salonfähig geworden. Mehr noch: Selbstreflexion wird zunehmend als notwendige Führungskompetenz angesehen, die psychische Stabilität und Handlungsstärke generiert.

Eine Metapher mag die Notwendigkeit für Selbstreflexion verdeutlichen: Es ist uns zwar möglich, einen großen Teil unseres eigenen Körpers mit den Augen wahrzunehmen, besonders die Vorderseite. Kopf, Gesicht und Körperrückseite bleiben unserem direkten Blick aber verborgen. Hierfür braucht es dann einen Spiegel. 

In die Geschäftswelt übertragen bedeutet dies: Führungskräfte bedürfen Coaching und Mentoring, um einen kompletten Blick auf sich und das Ganze zu bekommen und zu behalten. Hierfür braucht es anfangs oft ein wenig Mut: Offen für Unterstützung von außen zu sein entspricht oft nicht den Erfahrungen aus Erziehung und Ausbildung. Dies gilt vor allem für männliche Führungskräfte.

Coaching und Austausch erschaffen ein hilfreiches Netzwerk

Vielleicht mag jetzt jemand einwenden, dass es in der Menschheitsgeschichte von erfolgreichen einsamen Entscheidern nur so wimmelt. Das ist wahr. Doch das war überwiegend in einer Zeit, in der eine Person noch den Überblick über die wichtigsten Aspekte einer Entscheidung behalten konnte. Das hat sich dramatisch verändert. Eine unvorstellbare Beschleunigung hat in der Geschäftswelt, ja in unser aller Leben, zu schnellen Veränderungen und zunehmender Komplexität geführt. Daher sind Führungskräfte gezwungen, Teilbereiche ihrer Aufgaben zu delegieren.

Mehr noch: Kommunikation und Austausch mit Gleichgesinnten sind heute wesentlich. Dafür braucht es ein Netzwerk, das sich genau durch solche Kommunikationsprozesse erst entwickelt und verstärkt. Gerade Unternehmer brauchen diese geschützten Räume. Führungskräfte sind zunehmend wegen ihrer sozialen Bezüge und der Fähigkeit zur Teamarbeit erfolgreich am Markt. Mentoring und Coaching schaffen kraftvolle Resonanzräume: Hier werden durch Wissensaustausch neue Perspektiven und innovative Lösungsansätze entwickelt.

Bedarfe klären und gezielt Expertisen suchen

Führungskräfte, die auf dem noch weit verbreiteten Solopfad unterwegs sind, gehen manchmal unter in Details und verlieren eigene Bedürfnisse und die innere Klarheit aus dem Sichtfeld. Selbstreflexion richtig verstanden und eingesetzt bedeutet an diesem Punkt:

  • eigene Bedürfnisse erkennen
  • relevante Expertisen dafür finden
  • gewonnene Einsichten in Handlung umsetzen

Wer eigene Grenzen und Defizite realistisch einschätzt, eröffnet sich dadurch kreative Felder: Weiterbildung, Training, individuelles Coaching und Zusammenarbeit mit Fachleuten. Je nach Bedarf erfolgt dies punktuell oder auch kontinuierlich. Effektive und kraftvolle Führung basiert eben nicht nur auf Fachwissen: Entscheidend ist heute die Fähigkeit, seine Teams und sich selbst stetig weiterzuentwickeln. Im Leistungssport wird solches Umdenken seit Jahren schon für alle erkennbar: Der neu verpflichtete Erfolgscoach beispielsweise bringt oft sein eigenes Team an den neuen Wirkungsort mit und baut es dort weiter aus. In den mehr im verborgenen agierenden Unternehmen erfordert ein solches Vorgehen nach den Erfahrungen von Frau Baha Meier-Arian für Manager eine besondere Tugend.

Mut als Schlüssel für Unterstützungskultur

Noch immer ist durch Erziehung und Ausbildungssituationen ein Verhaltensmuster in vielen Menschen sehr stark ausgeprägt: 

„Da musst du jetzt durch, das musst du im Alleingang schaffen.“  

Sollte dies Muster auch im Alltag nicht spürbar sein, in Stress- und Krisensituationen wird es gerade bei Führungskräften umso heftiger aktiviert. Deshalb geht es hier auch um einen sozialen Wandel: Eine Ego-Kultur wandelt sich in eine Unterstützungskultur. Für Führungskräfte bedeutet das ein Ja zu Annahme von Unterstützung, trotz ihrer Führungsposition. 

Durch bisher Gesagtes ist auch ein kollektiver Aspekt der Scheu und Angst vor Unterstützungskultur deutlich geworden: Wer gegen jahrhundertealte kulturelle Muster verstößt, bekommt das zunächst negativ zu spüren. Doch mit Mut dennoch auf dem neuen Weg zu bleiben, lohnt sich mehrfach: 

Wer als Führungskraft Unterstützung sucht und annimmt, gewinnt zunehmend persönlich durch mehr Kraft, Klarheit und Erfolg. Zugleich wird er im Unternehmen Vorbild für eine neue Unternehmenskultur: Es schafft einen veränderten Umgang miteinander, der stärker auf Offenheit, Lernen und Wachstum basiert – eine Kultur, die letztendlich den Erfolg des gesamten Unternehmens fördert.

Kurzinfos zur Autorin Baha Meier-Arian:

Baha Meier-Arian ist Gründerin und Geschäftsführerin der Privatpraxis für Business- & Charakter-Coaching für Führungskräfte. Ihre Schwerpunkte liegen im Charakter- und Business-Coaching, empathisch direkte Kommunikation, neue Perspektiven schaffen für Firmen, Unternehmer und Führungskräfte. Sie verhilft durch Krisensituationen und ist Mutmacherin. Kontakt: https://www.mental-health-management.de